Der Dokumentarfilm hat es in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft nicht leicht. Zwar wird allerorts die Relevanz des Genres unterstrichen und ihm eine hohe Reputation zugesprochen, doch die Produktionsbedingungen gestalten sich oftmals sehr schwierig. Um die Rahmenbedingungen des Dokumentarfilms im Fernsehbereich zu verbessern, war die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm/AG DOK monatelang mit der ARD in Verhandlung. Nun wurden die Gespräche ergebnislos abgebrochen, so eine Meldung der AG DOK.

AG DOK-Vorsitzender Thomas Frickel sagte zu den ergebnislosen Verhandlungen: „Wir hätten zwar hier und da ein paar kosmetische und Verbesserungen erreichen können, aber in den zentralen Fragen hat sich die Sender-Seite keinen Millimeter bewegt.“

Insgesamt sechs Verhandlungsrunden gab es in den letzten Monaten, bei denen sich auch Produzenten aus dem Umfeld der vor kurzem gegründeten Dokumentarfilm-Sektion der Produzenten-Allianz beteiligten.

AG DOK: Wir brauchen substantielle Fortschritte

Weiter sagte Frickel: „Wir brauchen keine Placebos mehr. Was wir brauchen, sind substantielle Fortschritte, die den kleinen unabhängigen Produktionsfirmen und ihrem wichtigen kreativen Potential das Überleben sichern!“

Erst im Herbst 2011 hatte die ARD eine neue Programmstruktur eingeführt, bei der u. a. die Montags-Dokumentation zugunsten eines Talks weichen musste. Sendeplätze für Dokumentationen wurden auf die Zeit nach den Tagesthemen verschoben.

Im Fokus der Gespräche stand die Vereinbarung fairer Vertragsbedingungen für Dokumentarfilmer. Nach Ansicht der AG DOK werde gerade dieser wesentliche Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags von den Sendern vernachlässigt. So heißt es in der Meldung der AG DOK: „Die Mittel für unabhängige Dokumentarfilmproduktionen stagnieren seit Jahren ohne Inflationsausgleich auf unterstem Niveau. Während jede einzelne Sendeminute mit Talkmaster Günter Jauch der ARD 4487,18 Euro wert ist, müssen zeit- und arbeitsintensive dokumentarische Programme mit einem Bruchteil dieses Betrages zurechtkommen.“

AG DOK: Vertragsbedingungen weder fair noch ausgewogen

Zwar seien 2008 von den Bundesländern in einer Protokollnotiz zum 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag „ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung der Verwertungsrechte“ für Urheber und freie Produzenten gefordert worden, doch nach Ansicht der AG DOK entspricht dies nicht der Realität: „Wenn aber trotz monatelanger Verhandlungen für so genannte voll finanzierte Auftragsproduktionen noch nicht einmal die tatsächlichen Produktionskosten anerkannt werden, dann ist das weder fair noch ausgewogen“, so die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm.

Generell sei die Honorierung im Dokumentarfilmbereich nicht angemessen geregelt: „Autoren und Regisseure, die im Dokumentarfilmbereich für freie Produktionsfirmen arbeiten, werden von allen Kreativen in der Medienbranche am miserabelsten bezahlt, sie kriegen keine Wiederholungshonorare und die Produzenten können aus den Erlösen noch nicht einmal die laufenden Betriebskosten finanzieren“, so der Vorwurf der AG DOK.

Für das wirtschaftliche Überleben relevante Kalkulationsposten kleinerer und mittlerer Produktionsfirmen habe die ARD als „nicht verhandelbar“ bezeichnet, Abweichungen seien allenfalls „im Einzelfall“ und „mit besonderer Begründung“ möglich. Für die AG DOK ist diese starre Haltung der ARD der Grund für die gescheiterten Verhandlungen: „Wenn wir das ARD-Angebot angenommen hätten, wären die meisten Produktionen auch weiterhin chronisch unterfinanziert – und, was noch schlimmer ist: wir hätten diesen Zustand akzeptiert und auf fünf Jahre festgeschrieben. Das ist mit uns nicht zu machen!“, so die Meldung weiter.